Hallo,
mir ging es genauso wie Du es beschreibst. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen, alles drehte sich nur noch um das, was mir angetan wurde.
Niemand verstand wirklich, was mir widerfuhr und wie ich darunter litt. Es wurde abgetan als "Einbildung" oder man sagte mir "Du nimmst das zu persönlich...",
jemand meinte seinerzeit sogar "Du leidest unter Verfolgungswahn".
Lass Dir bitte so etwas nicht einreden. In meinem Fall war es tatsächlich so, dass ich an einem Tag erfuhr, gestern versetzt worden zu sein.
Mobbingopfer tragen keine Schuld an dem Psychoterror. Allerdings steht ihnen das im Weg, was ihnen anerzogen wurde. Ich hatte gelernt, stets höflich und freundlich zu sein, dem Chef zu vertrauen, auch mal klein beizugeben, nicht alles so eng zu sein und zu übertreiben, bloß nicht "auf den Tisch zu hauen", aus Angst um die Beschäftigung usw.
Ich war immer "zu nett, zu ehrlich, zu bescheiden."
Wie heißt es doch "liebe Mädels kommen in den Himmel, böse Mädchen kommen überall hin!"
Dadurch hatte ich eine enorme Hemmschwelle, mich zu wehren am Arbeitsplatz, auch aus Angst vor weiteren Verletzungen, denn ich bin gehbehindert.
Noch heute ziehe ich mich eher zurück, als dass ich mich wehre...bin deswegen nach vielen Jahren aus meiner Wohnung ausgezogen, nachdem neue Nachbarn mich terrorisierten.
Ich habe mehrfach Mobbing erlebt, war immer diejenige, die es vorgezogen hat zu gehen statt einen unerträglichen Kampf zu führen, der zu nichts führt als Kräfteverlust.
Dennoch...ich bin seit einiger Zeit frühverrentet...dieses Mobbing war so grausam, dass ich mich nie wieder wirklich davon erholt habe.
Hat sich Mobbing erst einmal verfestigt, ist es kaum noch zu stoppen. Das wissen die Mobber. Man sitzt so oder so in der Falle. Wehrt man sich nicht, wird man ggf. immer wieder versetzt mit der Begründung Reorganisation. Wehrt man sich z. B. mit rechtlichen Mitteln, wird man entweder aufs Abstellgleis gestellt oder man geht von selbst.
Es ist eine beliebte Strategie schwacher Vorgesetzter, eher auf den Gemobbten zu verzichten als etwas gegen das Mobbing zu unternehmen und die Mobber in ihre Schranken zu verweisen. Ein Vorgesetzter, der einen unbeliebten Kollegen entfernt, kann sich des Zuspruchs derer sicher sein, die mobben.
Weine, schreie, schreibe, rede darüber...Du bist im Kreis der Gemobbten nicht allein.
Lerne, NEIN zu sagen, lerne Dich zu wehren, komm aus der Opferrolle raus, damit es Dir nicht so ergeht wie mir.
Hätte ich mich wirklich einmal richtig zur Wehr gesetzt und klar zu erkennen gegeben, dass ich das perfide Spiel der Mobber durchschaue, ginge es mir heute vermutlich besser.
So aber bleibt neben den gesundheitlichen Einschränkungen das fade Gefühl, selbst etwas verpasst zu haben durch die defensive Haltung. Gedanken, wie "hätte ich die doch besser mal angezeigt, warum habe ich nicht..." quälen mich selbst Jahre nach dem Erlebten hin und wieder.
Viele Grüße
Trauerweide